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Erinnern an Gertrud Lutz: Antifaschistin, Kommunistin, Mutter

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Das „Linke Zentrum Trude Lutz“ in Tübingen ist benannt nach der antifaschistischen Widerstandskämpferin Gertrud Lutz, geborene Schlotterbeck. In diesem Gastbeitrag erinnern die Aktiven hinter dem Linken Zentrum an ihre Namensgeberin, die vor 80 Jahren von den Nazis ermordet wurde.

Am 30. November 2024 jährt sich der Todestag vieler mutiger Kämpfer:innen der Widerstandsgruppe Schlotterbeck zum 80. Mal. Gemeinsam stellten sie sich bis zu ihrem Tod gegen den deutschen Faschismus und wurden schlussendlich im KZ Dachau ermordet. Darunter auch Emelie Gertrud Lutz geb. Schlotterbeck, oder einfach Trude Lutz.

Am 17. September 1910 wurde Trude in der Fizionsstraße 47 in Reutlingen geboren. Sie war Tochter von Gotthilf und Maria Schlotterbeck (geb. Kugel). Als Trude erst ein Jahr alt war zogen sie um nach Esslingen und zehn Jahre später nach Stuttgart-Untertürkheim, in die Arbeitersiedlung „Luginsland“. Gotthilf arbeitete dort fast zehn Jahre bei Daimler in der Autoproduktion. Trudes Bruder Friedrich sagte 1969 dazu: „Warum wir von Reutlingen nach Esslingen gezogen sind? Warum ziehen Arbeiter von Stadt zu Stadt? Die Arbeit zwingt sie und der Gewerkschafter Schlotterbeck stand in Reutlingen auf der ‚Schwarzen Liste‘, wie man die Steckbriefkartei der Unternehmer damals nannte.“ In Untertürkheim ging Trude zur Schule und machte später eine Lehre in der Süddeutschen Toleda GmbH.

Antifaschistischer Widerstand

Aufgewachsen in einem politischen Haushalt, war Trude früh politisch aktiv: Erst im Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD), später in der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) und auch in der Roten Hilfe. Zu dieser Zeit arbeitete sie als Kontoristin bei einem Stuttgarter Verlag, der kommunistische Schriften publizierte. Mit 22 Jahren stellte sie sich gegen Faschismus und Militarismus. Im Jahr 1932 erfolgte dann Trudes erste Verhaftung wegen „des Verdachtes der kommunistischen Zersetzung“.

Anfang des Jahres 1933 wurde das Verfahren eingestellt. Anschließend flüchtete sie aus Stuttgart und suchte Arbeit im Untergrund. Im Oktober 1933 folgte eine erneute Verhaftung. Dieses Mal wegen Verdachts der „Verbreitung kommunistischer Zersetzungsschriften“. Am 7. September 1934 wurde sie als Teil der Widerstandsgruppe Schlotterbeck schlussendlich zu 2 Jahren und 4 Monaten Haft verurteilt. Begründung war die „Vorbereitung zum Hochverrat“. Sie wurde unter anderem in den Frauen-Konzentrationslagern „Gotteszell“ und „Mohringen“ gefangen gehalten. In dieser Zeit erkrankte sie schwer und wurde möglicherweise auch zu Versuchszwecken operiert.

Verrat und Ermordung

Nach ihrer Freilassung im Jahr 1936 zog Trude zurück nach Stuttgart-Luginsland und später nach Stuttgart-Degerloch. 1938 heiratete sie Walter Lutz und am 2. August 1942 wurde ihre Tochter Wilfriede (Will-Friede) Sonnhilde geboren. Doch bereits zwei Jahre nach ihrer Geburt wurde Trude gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Tochter von den Faschisten verhaftet. Der Gestapo-Spitzel Eugen Nesper hatte sie verraten. Aus der Haft heraus organisierte sie, dass ihre Tochter Willfriede bei Freund:innen unterkommen konnte. Am 27. November 1944 wurde Trude Lutz mit anderen Kämpfer:innen der Widerstandsgruppe Schlotterbeck, Else Himmelheber und ihren Eltern ins KZ Dachau transportiert und dort ohne Gerichtsverhandlung am 30. November 1944 erschossen.

Das Linke Zentrum Trude Lutz in Tübingen

Seit mehr als einem Jahr gibt es in Tübingen das „Linke Zentrum Trude Lutz“. Dort organisieren wir kollektiv Infrastruktur, die von der bloßen Räumlichkeit an sich – mit allem, was es zum Arbeiten braucht – zur politischen Heimat vieler Menschen geworden ist. So vieler, dass wir im November 2024 in neue und größere Räumlichkeiten umgezogen sind, in denen weiteres Potenzial steckt, sich politisch zu entwickeln.

Wir laden dazu ein, das Linke Zentrum als Ort für den Aufbau einer Bewegung zu nutzen, die in der Lage ist, für eine Gesellschaft jenseits von Kapitalismus und Ausbeutung zu kämpfen. Denn nicht ohne Grund haben wir uns dafür entschieden, unser Projekt nach Trude Lutz zu benennen. Trude war Antifaschistin und sie war Kommunistin, die sich trotz aller Widrigkeiten und etlichen Gefängnis- und KZ-Aufenthalte nicht brechen ließ.

An Gertrud Lutz erinnern

Mit der Namensgebung wollen wir die Erinnerung an ihre Kämpfe aufrechterhalten und uns in diese Tradition stellen. Das ist uns in Zeiten von Rechtsruck und erneuter Aufrüstung ein besonderes Anliegen. Schließlich erinnert die Geschichtsschreibung der BRD kaum an Kommunist:innen und Sozialdemokrat:innen im Widerstand gegen die Faschisten. Erst recht nicht an die daran beteiligten Frauen, wie auch Florence Hervé schreibt. Mit unserem Erinnern an das Leben und Kämpfen von Gertrud Lutz wollen wir unseren Beitrag zur (Tübinger) linken Erinnerungskultur leisten.

In Erinnerung an die Widerstandsgruppe Schlotterbeck:

  • Gertrud Lutz
  • Maria Schlotterbeck
  • Gotthilf Schlotterbeck
  • Friedrich Schlotterbeck
  • Hermann Schlotterbeck
  • Else Himmelheber
  • Erich Heinser
  • Emil Gärttner
  • Sofie Klenk
  • Emmi Seitz
  • Hermann Seitz

Für die detaillierten und gut recherchierten Informationen zum Leben von Trude Lutz bedanken wir uns herzlich bei Günther Randecker und Michael Horlacher, die im Jahr 2010 die Gefängnisbriefe von Gertrud Lutz veröffentlichten.

Linke Infrastruktur möglich machen – mit deiner Spende für das Linke Zentrum Trude Lutz!

Spendenkonto:
Kunst- und Kulturforum Tübingen e.V.
IBAN: DE97 4306 0967 1244 4047 00
BIC: GENODEM1GLS
Paypal an: kukforum-tuebingen@mtmedia.org


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